The lost Mobile - 3.1.2006
Wie gross sind die Chancen ein verlorenes Mobiltelefon in einer Stadt wie Bern wiederzuerlangen ? Ziemlich sicher sehr gering.
In Majunga fand mein verlorenes (gestohlenes?) Handy innert 24 Stunden zu mir zurueck...
Doch fange ich lieber mal von vorne an.
Per Taxi fahre ich zum besten Pizzaladen in Majunga, nachdem ich ausgestiegen bin, murmelt der Taxifahrer etwas in Malagasy zu mir, ich verstehe nur was von "Telefone" und "Numero", im ersten Augenblick denke ich an mein Handy, ein Griff an meine Hosentasche laesst mich einen kantigen Gegenstand spueren und gibt Entwarnung. Was auch immer der Taxifahrer will es hat nichts mit meinem Telefon zu tun. Sehrwahrscheinlich will er, dass ich seine Nummer notiere um ihn bei Bedarf eines Taxis anzurufen. Als gaebe es nur 3 Taxis in Majunga...ich winke freundlich ab und widme mich den Pizzas.
1 Stunde spaeter schlendere ich mit vollem Magen ein wenig durch die Nacht und will eine SMS schreiben. Ein Griff in die Hosentasche laesst meinen Photoapparat erscheinen, das Handy ist nirgends!
Ausnahmsweise habe ich mal meinen Knipser mitgenommen und prompt hat dies zu Verwirrung gefuehrt!
Wie ist mein Handy abhanden gekommen, habe ich es liegengelassen, verloren, hat es jemand als er mich beim Spazieren angerempelt hat geklaut? Der Taxifahrer?
Ich gehe zum Pizzaladen zurueck, nichts. Ich versuche mich an den Taxifahrer und sein Auto zu erinnern, vielleicht hat der tatsaechlich mein Handy gemeint, obwohl er es mir doch sicher gezeigt haette, wenn es mir bei ihm im Auto aus der Hosentasche gefallen waere. Bloederweise ist sein Taxi eine weisse Quatrelle (ein alter Renault4), so sehen ca 70Prozent aller Taxis in Majunga aus...
Ich besuche noch das Internetcafe in welchem ich kurz vor dem Essen war, Fehlanzeige.
Eine Frau an einem PC hoert meine Sorgen und erklaert mir sie habe auch mal ihr Handy verloren und es mithilfe von Flugblaettern innert 2 Tagen wiedererlangt. Ich solle doch alle Handyshops besuchen...gesagt getan.
Noch am selben Abend aber verkuende ich bei einem Taxisammelpunkt eine Belohnung von 80 000 Ariary fuer den Finder. Das entspricht ca dem was ein Taxifahrer in einem guten Monat verdient oder etwas mehr als dem Preis einer SIM-Card in der Schweiz...
die Neuigkeit scheint aufgrund der enormen Summe schnell die Runde unter den Taxifahrern zu machen.
Ich versuche ebenfalls die Mada-Nummer meines Handies anzurufen und siehe da, es klingelt und jemand nimmt ab: "Allo?"
"Glueckwunsch, sie haben mein Handy gefunden, bin ich aber..." klack, und die Verbindung ist getrennt...
Mist!
Ich lasse von der Rezeptionistin eine SMS mit der versprochenen Belohnung auf Malagasy verfassen, keine Antwort.
MIST!
Am naechsten Tag heure ich einen Taxifahrer fuer 2 Stunden an und er hilft mir die 80 Flugblaetter in Handyshops, Reparaturwerkstaetten auf dem Markt, und Taxistaenden verteilen. Niemand hat was von meinem Handy gehoert oder es gesehen, bis ich einer Verkaeuferin in einen kleinen Handyladen auf dem Markt mein Flugblatt aushaendige.
"Ich erkenne ihr Telefon wieder"
"Was?"
"Ja, vor ca 30min ist jemand vorbeigekommen und wollte es mir fuer 100'000 Ariary verkaufen"
"WAS!"
"Warum sind sie nicht frueher vorbeigekommen?"...
Tja, warum bin ich nicht frueher vorbeigekommen, jemand musste dieses Flugblatt kreieren und kopieren und es in der Stadt verteilen....aber es war eine Spur.
Nebst den Flugblaettern lasse ich im Lokalradio jeweils mittags und abends eine Meldung aufschalten.
Mittlerweile muss die ganze Stadt von meinem Handy wissen und dies muss doch zu einem Resultat fuehren.
Frustriert kehre ich am Nachmittag in mein Hotel zurueck und begegne der sichtlich aufgeregten Rezeptionistin.
"Wo waren sie, er hat in der Zwischenzeit ganze 5 SMS geschrieben"
"Was steht drinn?"
"Er wollte sie hier in der Naehe treffen, er will 300'000 Ariary (das sind fast 200 Franken) und um 5 Uhr nimmt er den Bus nach Tana, dann wuerde ich mein Handy nie wieder sehen..."
Das nenne ich doch glatt Erpressung! Mittlerweile ist es 4 Uhr nachmittags.
Ich werde sauer, so was lasse ich mir nicht bieten, schliesslich ist es ja nur ein Handy, ein neues Modell zu welchem es (zu meinem Glueck) wohl in ganz Mada (noch) kein passendes Ladegeraet gibt (dies steht ebenfalls auf dem Flugblatt, die Frage ist nur ob es die Leute glauben...).
Ich fasse Plan B ins Auge: Zur Polizei gehen und Anzeige erstatten, es gibt ja auch Versicherungen.
Ein letzter Versuch:
Ich lasse wieder ein SMS verfassen mit einer Belohnung von 200'000 Ariary, heute und jetzt, oder morgen Polizei.
Ich habe nicht die Absicht diese Summe zu bezahlen, aber falls es zu einem Treffen fuehrt, dann hat das SMS sein Ziel erfuellt.
Und der Koeder wirkt, ich bekomme kurz darauf telefonischen Kontakt, er will mit mir sprechen doch kann er kein franzoesisch, auf meine Fragen hoere ich nur "oehhhh, aehhhh", im Hintergrund hoere ich ab und zu eine Frauenstimme agressiv auf ihn einreden.
Ist sie die bestimmende Kraft dahinter?
Schlussendlich kommt ein Treffen zustande, ich werde jedoch 3 Mal an einen anderen Standort zitiert, er scheint wohl Angst zu haben. Ich habe die Rezeptionistin als Dolmetscherin im Schlepptau und frage mich auf wen (und wie viele) ich treffe.
Ich bin auf alles gefasst und begebe mich neugierig an den abgemachten Standort.
Ich treffe schlussendlich auf einen ca 16jaehrigen verschuechterten Jungen mit seiner Schwester.
Dann geht es relativ schnell.
Mit einem Laecheln und kraeftigen Haendedruck begruesse ich die beiden und haendige ihnen das Flugblatt aus. Ich lasse mir das Handy zeigen und ueberpruefe es waehrend die beiden beeindruckt das Flugblatt durchlesen (ich habe mir sagen lassen, dass ein mit PC verfasster Text mit Bildli viele Malagasy beeindruckt). Das Handy funktioniert und nichts fehlt (Memory Stick, CH-SIM).
Obwohl ich nun mein Handy in den Haenden halte und einfach davontrotten koennte, gebe ich den beiden die auf dem Flugblatt aufgefuehrte Summe. Versprochen ist versprochen.
Es stellt sich heraus, dass sie nicht mehr so recht weiter wussten und schlussendlich ihren Vater um Rat baten. Als streng glaeubiger Christ hat er sie aufgefordert das Richtige zu tun und das Handy an seinen Besitzer auszuhaendigen.
Eines der seltenen Male, dass Religion fuer mich persoenlich einen positiven Effekt hatt...merci.
Zum Schluss lasse ich noch den Radiotext abaendern, sodass 2mal die News vom gefunden Handy und ein grosses Danke an alle Involvierten ueber den Aether gehen.
Ende gut alles gut!
In Majunga fand mein verlorenes (gestohlenes?) Handy innert 24 Stunden zu mir zurueck...
Doch fange ich lieber mal von vorne an.
Per Taxi fahre ich zum besten Pizzaladen in Majunga, nachdem ich ausgestiegen bin, murmelt der Taxifahrer etwas in Malagasy zu mir, ich verstehe nur was von "Telefone" und "Numero", im ersten Augenblick denke ich an mein Handy, ein Griff an meine Hosentasche laesst mich einen kantigen Gegenstand spueren und gibt Entwarnung. Was auch immer der Taxifahrer will es hat nichts mit meinem Telefon zu tun. Sehrwahrscheinlich will er, dass ich seine Nummer notiere um ihn bei Bedarf eines Taxis anzurufen. Als gaebe es nur 3 Taxis in Majunga...ich winke freundlich ab und widme mich den Pizzas.
1 Stunde spaeter schlendere ich mit vollem Magen ein wenig durch die Nacht und will eine SMS schreiben. Ein Griff in die Hosentasche laesst meinen Photoapparat erscheinen, das Handy ist nirgends!
Ausnahmsweise habe ich mal meinen Knipser mitgenommen und prompt hat dies zu Verwirrung gefuehrt!
Wie ist mein Handy abhanden gekommen, habe ich es liegengelassen, verloren, hat es jemand als er mich beim Spazieren angerempelt hat geklaut? Der Taxifahrer?
Ich gehe zum Pizzaladen zurueck, nichts. Ich versuche mich an den Taxifahrer und sein Auto zu erinnern, vielleicht hat der tatsaechlich mein Handy gemeint, obwohl er es mir doch sicher gezeigt haette, wenn es mir bei ihm im Auto aus der Hosentasche gefallen waere. Bloederweise ist sein Taxi eine weisse Quatrelle (ein alter Renault4), so sehen ca 70Prozent aller Taxis in Majunga aus...
Ich besuche noch das Internetcafe in welchem ich kurz vor dem Essen war, Fehlanzeige.
Eine Frau an einem PC hoert meine Sorgen und erklaert mir sie habe auch mal ihr Handy verloren und es mithilfe von Flugblaettern innert 2 Tagen wiedererlangt. Ich solle doch alle Handyshops besuchen...gesagt getan.
Noch am selben Abend aber verkuende ich bei einem Taxisammelpunkt eine Belohnung von 80 000 Ariary fuer den Finder. Das entspricht ca dem was ein Taxifahrer in einem guten Monat verdient oder etwas mehr als dem Preis einer SIM-Card in der Schweiz...
die Neuigkeit scheint aufgrund der enormen Summe schnell die Runde unter den Taxifahrern zu machen.
Ich versuche ebenfalls die Mada-Nummer meines Handies anzurufen und siehe da, es klingelt und jemand nimmt ab: "Allo?"
"Glueckwunsch, sie haben mein Handy gefunden, bin ich aber..." klack, und die Verbindung ist getrennt...
Mist!
Ich lasse von der Rezeptionistin eine SMS mit der versprochenen Belohnung auf Malagasy verfassen, keine Antwort.
MIST!
Am naechsten Tag heure ich einen Taxifahrer fuer 2 Stunden an und er hilft mir die 80 Flugblaetter in Handyshops, Reparaturwerkstaetten auf dem Markt, und Taxistaenden verteilen. Niemand hat was von meinem Handy gehoert oder es gesehen, bis ich einer Verkaeuferin in einen kleinen Handyladen auf dem Markt mein Flugblatt aushaendige.
"Ich erkenne ihr Telefon wieder"
"Was?"
"Ja, vor ca 30min ist jemand vorbeigekommen und wollte es mir fuer 100'000 Ariary verkaufen"
"WAS!"
"Warum sind sie nicht frueher vorbeigekommen?"...
Tja, warum bin ich nicht frueher vorbeigekommen, jemand musste dieses Flugblatt kreieren und kopieren und es in der Stadt verteilen....aber es war eine Spur.
Nebst den Flugblaettern lasse ich im Lokalradio jeweils mittags und abends eine Meldung aufschalten.
Mittlerweile muss die ganze Stadt von meinem Handy wissen und dies muss doch zu einem Resultat fuehren.
Frustriert kehre ich am Nachmittag in mein Hotel zurueck und begegne der sichtlich aufgeregten Rezeptionistin.
"Wo waren sie, er hat in der Zwischenzeit ganze 5 SMS geschrieben"
"Was steht drinn?"
"Er wollte sie hier in der Naehe treffen, er will 300'000 Ariary (das sind fast 200 Franken) und um 5 Uhr nimmt er den Bus nach Tana, dann wuerde ich mein Handy nie wieder sehen..."
Das nenne ich doch glatt Erpressung! Mittlerweile ist es 4 Uhr nachmittags.
Ich werde sauer, so was lasse ich mir nicht bieten, schliesslich ist es ja nur ein Handy, ein neues Modell zu welchem es (zu meinem Glueck) wohl in ganz Mada (noch) kein passendes Ladegeraet gibt (dies steht ebenfalls auf dem Flugblatt, die Frage ist nur ob es die Leute glauben...).
Ich fasse Plan B ins Auge: Zur Polizei gehen und Anzeige erstatten, es gibt ja auch Versicherungen.
Ein letzter Versuch:
Ich lasse wieder ein SMS verfassen mit einer Belohnung von 200'000 Ariary, heute und jetzt, oder morgen Polizei.
Ich habe nicht die Absicht diese Summe zu bezahlen, aber falls es zu einem Treffen fuehrt, dann hat das SMS sein Ziel erfuellt.
Und der Koeder wirkt, ich bekomme kurz darauf telefonischen Kontakt, er will mit mir sprechen doch kann er kein franzoesisch, auf meine Fragen hoere ich nur "oehhhh, aehhhh", im Hintergrund hoere ich ab und zu eine Frauenstimme agressiv auf ihn einreden.
Ist sie die bestimmende Kraft dahinter?
Schlussendlich kommt ein Treffen zustande, ich werde jedoch 3 Mal an einen anderen Standort zitiert, er scheint wohl Angst zu haben. Ich habe die Rezeptionistin als Dolmetscherin im Schlepptau und frage mich auf wen (und wie viele) ich treffe.
Ich bin auf alles gefasst und begebe mich neugierig an den abgemachten Standort.
Ich treffe schlussendlich auf einen ca 16jaehrigen verschuechterten Jungen mit seiner Schwester.
Dann geht es relativ schnell.
Mit einem Laecheln und kraeftigen Haendedruck begruesse ich die beiden und haendige ihnen das Flugblatt aus. Ich lasse mir das Handy zeigen und ueberpruefe es waehrend die beiden beeindruckt das Flugblatt durchlesen (ich habe mir sagen lassen, dass ein mit PC verfasster Text mit Bildli viele Malagasy beeindruckt). Das Handy funktioniert und nichts fehlt (Memory Stick, CH-SIM).
Obwohl ich nun mein Handy in den Haenden halte und einfach davontrotten koennte, gebe ich den beiden die auf dem Flugblatt aufgefuehrte Summe. Versprochen ist versprochen.
Es stellt sich heraus, dass sie nicht mehr so recht weiter wussten und schlussendlich ihren Vater um Rat baten. Als streng glaeubiger Christ hat er sie aufgefordert das Richtige zu tun und das Handy an seinen Besitzer auszuhaendigen.
Eines der seltenen Male, dass Religion fuer mich persoenlich einen positiven Effekt hatt...merci.
Zum Schluss lasse ich noch den Radiotext abaendern, sodass 2mal die News vom gefunden Handy und ein grosses Danke an alle Involvierten ueber den Aether gehen.
Ende gut alles gut!